Vor 200 Jahren starb der berühmteste aller Hunde vor "Lassie". Die Schweiz ehrte ihren Nationalhund Barry mit einer
Ausstellung in Bern. Der schönste Mythos um den Menschenretter wird aber widerlegt.
Der Prior der Augustiner-Chorherren ließ das Tier ausstopften und machte ihn so unsterblich. Seit 1923 steht der wohl
berühmteste aller Bernhardiner in dem Berner Museum. Allerdings mit einer Requisite um den Hals, die zwar Kult ist, aber mit der Wahrheit nichts zu tun hat: einem Schnapsfässchen mit dem Schweizer
Kreuz.
Spätestens seit 1956 ist klar, dass die Geschichte mit dem "Lebenswasser", das Barry steif gefrorenen Lawinenopfern
hingehalten haben soll, freie Erfindung ist. "Was aber das Rumfässchen betrifft", gab damals ein Geistlicher des Hospizes zu Protokoll, "so haben die Hunde zu keiner Zeit eines
getragen."
Die Aufklärung kam zu spät. Barry war längst eine Schweizer Ikone. Ihr das Schnapsfass zu nehmen, wäre Barry-Fans in aller
Welt als Denkmalschändung erschienen. Längst hatte auch die Werbewirtschaft die "Schnapsidee" für alle möglichen Einsatzzwecke entdeckt.
Eine schöne Vorstellung bleibt es allemal, dass ein großer gemütlicher Bernhardiner mit einem Schnapsfässchen um den Hals
Menschen das Leben rettet - aber eben nur eine Phantasie.